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Ethische Grenzen einer präferenzorientierten Medizin.

Eine interdisziplinäre Analyse am Beispiel der Anti-Aging-Medizin.

Gefördert durch das BMBF, Laufzeit: 2006-2009; Förderkennzeichen: 01 GP 0621 BMBF







Ausgangslage
Die moderne Medizin befindet sich gegenwärtig in einem grundlegenden Transformationsprozess von einer Praxis, die von Patienten angerufen wird, hin zu einem Sektor, der mit medizinischen Angeboten seine möglichen Konsumenten umwirbt. Das führt dazu, dass immer mehr Bereiche der Medizin als Dienstleistungsbereiche konzipiert werden, die auf Wunsch abgefragt werden können. Der klassische normative Leitbegriff der ärztlichen Hilfe droht in vielen Bereichen der Medizin von dem unkritisch übernommenen Leitbegriff der präferenzorientierten Dienstleistung verdrängt zu werden.

Fragestellungen
Diese Entwicklung führt zu schwerwiegenden Problemen und es stellen sich folgende Fragen:
- Wie lassen sich Grenzen der Wandelbarkeit der Medizin bestimmen? Bietet die Identität der Medizin diesbezüglich einen entsprechenden normativen Wert?
- Anhand welcher Kriterien kann zwischen Wunscherfüllung einerseits und Krankheitsbehandlung und Leidenslinderung andererseits unterschieden werden?
- Welche Rolle kann und darf die Medizin bei der Realisierung persönlicher Präferenzen spielen? Kann allein die autonome Formulierung eines Wunsches die Grundlage eines guten und richtigen Handelns in der Medizin sein?

Außerdem führt eine primäre Orientierung an individuellen Präferenzen und Wünschen zu gravierenden Veränderungen des Arzt-Patient-Verhältnisses, die in diesem Zusammenhang ebenfalls untersucht werden sollen.
Da die Identität der Medizin nicht losgelöst von anthropologischen Grundverständnissen erörtert werden kann, müssen neben medizintheoretischen Überlegungen auch philosophische Konzepte über das Wesen und Selbstverständnis des Menschen miteinbezogen werden.

Anwendungsgebiet Anti-Aging-Medizin
Dieser Fragekomplex soll am Beispiel der sogenannten Anti-Aging-Medizin untersucht werden. Gerade dieser neue und stark wachsende Bereich der Medizin bietet geeignetes Anschauungsmaterial für die Probleme, die durch eine wunschorientierte Medizin aufgeworfen werden. So umfasst die Anti-Aging-Medizin neben Maßnahmen mit klarer Krankheitsorientierung nicht nur die Behandlung und Prävention von Körper- und Geisteszuständen mit fraglichem Krankheitswert, sondern auch eindeutig präferenzorientierte Angebote.

Da Anti-Aging-Verfahren darüber hinaus weitreichende Implikationen für den Einzelnen wie für die Gesellschaft haben, ist eine frühzeitige Analyse und Bewertung erforderlich, um eine nötige Orientierung für die Zukunft zu erhalten. Es geht somit um eine antizipative ethische Reflexion als Grundlage für einen gesellschaftspolitischen Deliberationsprozess über die Wünschbarkeit der Anti-Aging-Medizin.

Teilprojekte

  • Entwicklungsstand und -perspektiven der Anti-Aging-Medizin: A. Daroszewska
    Dr. Dipl.-Komm.wirt  Holger Gothe, Leiter der Abteilung Versorgungsforschung, Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH, Berlin
  • Zur Abgrenzung der Wunscherfüllung von der Leidenslinderung: Claudia Bozarro
    Prof. Dr. Lore Hühn, Universitätsprofessur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik, Philosophische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Implikationen der Anti-Aging-Medizin für das Selbstverständnis der Medizin und für die Arzt-Patient-Beziehung: Tobias Eichinger
    Prof. Dr. Giovanni Maio, Lehrstuhl für Bioethik, Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Die Verteilung knapper Gesundheitsressourcen zwischen Krankheitsorientierung und Präferenzerfüllung: gerechtigkeitsethische, ökonomische und gesundheitssystemische Implikationen der Anti-Aging-Medizin: Mark Schweda
    PD Dr. Georg Marckmann, MPH Bereich Ethik in der Medizin, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin Eberhard Karls Universität Tübingen

Verbundpartner

Dr. Holger Gothe (IGES GmbH, Berlin)
Prof. Dr. Lore Hühn (Philosophie, Universität Freiburg)
Prof. Dr. Georg Marckmann, MPH (Ethik in der Medizin, Universität Tübingen)

Kooperationspartner

Prof. Dr. Leena Bruckner-Tuderman (Direktorin der Universitäts-Hautklinik Freiburg)
Prof. Dr. H. Wolfgang Heiß (Leiter Zentrum Geriatrie und Gerontologie Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg)
Prof. Dr. Hans-Peter Zahradnik (Leiter Klinik für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitätsfrauenklinik Freiburg)

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